Die Gämse ist ein hervorragender Kletterer, deren Klauen innen weich-griffig und aussen hart-scharfkantig sind. Anders als bei den meisten Horn- und Geweihträgern sind bei der Gämse die Geschlechter auf den ersten Blick nicht so leicht zu unterscheiden. Sowohl die weiblichen Tiere wie auch die Männchen tragen nämlich kurze, schwarze Hörner (Krucken). Meistens leben die Gemsen in Rudeln von bis zu 100 Köpfen. Meist wird das Rudel von einer alten Geis angeführt. Gemsen sind Tagtiere, welche am frühen Morgen ihr Nachtlager verlassen und allmählich aufwärts grasen.
Der "Gamsbart", den man auf den Jägerhüten findet, besteht in Wirklichkeit aus dichten und schwarzen Haaren vom Rücken, die im Winter besonders lang sind. Und auch die "Gämsblindheit" täuscht in ihrem Namen.
Diese Krankheit, bei der die Tiere auf einem oder beiden Augen erblinden können, befällt nämlich nicht nur Gämsen sondern auch Steinböcke. Es wird vermutet, dass Schafe und Ziegen die Wildtiere anstecken. Es kommt dabei zum Glück immer wieder zu einer spontanen Heilung, die zu einer temporären Immunität führt.
Die Gämsen sind nicht eigentliche Hochgebirgstiere. Sie sind zwar ganzjährig dort in Gruppen anzutreffen, aber der Schwerpunkt ihres Lebensraumes ist die Waldgrenze. Vor allem im Sommer wandern sie in die Höhe und ernähren sich vom frischen Gras und Kräutern. Die Gämse ist anspruchsvoll in ihrer Nahrungsauswahl und empfindlich auf Ungewohntes.
Gämsen waren im ansonsten wildarmen 19. Jahrhundert in den Alpen relativ häufig und wurden im Gegensatz zu Rothirsch oder Steinbock in der Schweiz nie ausgerottet.
Emil Plaschy
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